Wie lässt sich neues Leben in die Ortskerne der Dörfer und Städte auf dem Land bringen? Dieser Frage gingen vom 03. bis 12. Mai 2024 die Aktionstage Innenorte nach. Organisiert wurde die Veranstaltungsreihe von den Kommunalen Allianzen des Landkreises Neustadt a.d.Aisch-Bad Windsheim. Unter dem Motto „Mein Leben findet Innen statt“ wurden zahlreiche Vorträge, Ausstellungen und Besichtigungen von sanierten Objekten und Neubauten angeboten. Die Reihe wird von der Regierung von Mittelfranken, dem Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) Mittelfranken und dem Landkreis gefördert.

Den Auftakt bildete eine Veranstaltung im Landratsamt Neustadt. Den Beginn machten die Fördergeber, die auf die Dringlichkeit des Flächensparens aufwiesen. So würden in Deutschland rd. 55 Hektar Siedlungs- und Verkehrsfläche pro Tag neu erschlossen – eine ernsthafte Zumutung für die Umwelt und den Geldbeutel der Gemeindehaushalte. Die Referenten waren sich einig: Die Nutzung leerstehender Gebäude und Baulücken in der Ortsmitte muss Vorrang haben! Welche Potenziale in alten Bauernhöfen und Gebäuden steckt, führten drei Praxisbeispiele eindrücklich vor Augen.

„Osta51“ bei Sugenheim ist eine Wohngemeinschaft, dessen Grundgedanke auf dem Prinzip des Kollektiveigentums besteht. Das Projekt ist an das Modell des Mietshäuser-Syndikats angelehnt, das zum Ziel hat, Wohnraum dem privaten Wohnungsmarkt zu entziehen. Mit einem ähnlichen Gemeinschaftsgedanken hatte sich 2022 die „Hofgesellschaft Pfeinach“ bei Uffenheim gegründet. 5 Freunde beschlossen damals, von der Großstadt zurück auf´s Land zu ziehen und um einen geerbten Hof zu nutzen. Schließlich präsentierte Bürgermeister Schmidt aus der Gemeinde Zedtwitz im Landkreis Hof das Nahversorgungszentrum „ZEDTKauf“, der mit vielen Fördermitteln in einem leerstehenden Vierseithof eingerichtet wurde. Ein Highlight des Dorfladens: Über eine Whatsapp-Gruppe werden die Bürger über das tagesaktuelle Ladenangebot informiert und auf dem Laufenden gehalten. Mehr als 200 Nutzer sollen sich schon angeschlossen haben.

Der erste Aktionstag startete am 4. Mai in Langenfeld, wo sich rund 25 Besucher im Mehrgenerationenhaus „Dorflinde“ einfanden. Über die gleichnamige Orts-Philosophie referierten Bürgermeister Reinhard Streng und die Sozialmanagerin Christine Halbrichter. Der Grundgedanke: Die Schaffung einer Infrastruktur, die es den Menschen ermöglicht, von der Geburt bis zum Lebensende in ihrem Heimatort wohnen zu bleiben. Im Anschluss klärte Jonas Pampa die Zuhörer über eine sehr unkonventionelle Wohnform auf: Das „Tiny House“. Dabei handelt es sich um kleine, zum Teil fahrbare, Wohnhäuser mit einer Fläche von bis zu 50 bzw. 100 m². Den offenkundigen Einschränkungen stünden jedoch eine Menge Vorteile gegenüber. Pampa prognostizierte, dass der sehr sparsame Lebensstil schon sehr bald zu einem relevanten Trend im Wohnungsmarkt würde. Nach einem Ortsrundgang mit Besuch der Tagespflege ließen die Besucher den Tag schließlich beim Dorfladen ausklingen, der zeitgleich seinen Geburtstag feierte.

Auch Oberscheinfeld war an den Aktionstagen vertreten. Am 11. Mai kamen bis zu 35 Besucher zusammen, um diverse Objekte aus dem Tourismusbereich zu besichtigen. Als Erstes stellte das Ehepaar Friedewald ihr Ferienhaus „Refugium“ vor, ursprünglich 1744 errichtet. Die Fachwerkgebäude überzeugen mit rustikal-modernem Ambiente und einem großen Veranstaltungsraum. Im Ortsteil Prühl führten Dritter Bürgermeister Herbert Dürr, der Architekt Bernd Krampe und das ALE einen Rundgang zur Ortsgeschichte und zur Dorferneuerung durch. Des Weiteren stellten sich der Familienbauernhof „Zwergenhof“, die Tierheimat „SiHo Ranch“ und das Ferienhaus „Nussanger“ vor. Neben höherklassigen Appartements bietet der Nussanger auch Firmenseminare an, sowie Räume für Co-Working – gerade auf dem Land eher eine Seltenheit. Selten eindeutig wurde auch die Eigentümerin Susanne Kleider, als sie ihre Zuhörer fragte: „Warum auf´s Land?“.

Ihr Fazit: „Weil ich es liebe!“

Dieser Text wurde in gekürzter Fassung am 04.06.2024 in der Scheinfelder Rundschau veröffentlicht.